Gefängnis -Tabuthema

  • Diskussion zum Artikel Gefängnis -Tabuthema:

    Zitat
    In unserer Gesellschaft wird schnell über andere geurteilt und verurteilt. Wir leben keine Fehlerkultur und so ist es angesagt, sich über Gescheiterte zu erheben“, beginnt Pedro Holzhey von SET-FREE unser Gespräch. SET-FREE ist ein Netzwerk für Gefangene. „Die Not der Betroffenen ist immens, das kann man sich gar nicht vorstellen. Und das System verfolgt nicht wirklich die Absicht, Straffälliggewordenen zu helfen.“

    Meine Vergangenheit ist Geschichte...meine Zukunft mein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk

  • Ja, ich sehe es genauso - in unserer Gesellschaft (und nur diese kann ich beurteilen, weiß also nicht, ob ich das auf andere "übertragen" kann) wird sehr schnell über andere geurteilt! Und wir haben Vorurteile - jemand, der in der JVA gewesen ist, muss doch was auf dem Kerbholz haben, dem kann man nicht mehr trauen, was der einmal gemacht hat, macht der bestimmt wieder.

    Ich nehme mich nicht aus und denke, in etwa so bin ich auch gewesen, bis an dem Tag X mein Weltbild zusammengebrochen ist. Und dann habe ich hinterfragt, mir Gedanken gemacht und sehe jetzt vieles anders!

    Wir können nicht jede Tat mit der anderen vergleichen, es gibt nicht das " bessere Vergehen" wie das andere. Und wer sind wir, die bisher noch keine Erfahrung mit Gefängnis etc. gemacht haben? Sind wir dadurch automatisch bessere Menschen? Nein - aber viele Menschen glauben es! Viele haben auch eine vollkommen falsche Sichtweise, wie es in den deutschen Gefängnissen zugeht. Der Eine denkt an amerikanische Filme und wieder ein Anderer meint, die haben es doch da gut und es ist doch mehr oder weniger wie in einem preiswerteren Hotel mit Rundumservice.

    Zeit - das ist es auch oft, die fehlt. Zeit, die sich Richter, Staatsanwälte, Sozialarbeiter, Therapeuten nehmen sollten/müssten, um Hintergründe für die jeweilige Tat zu hinterfragen. Oft ist es nicht damit getan, den Menschen wegzusperren und damit gleich auch noch die Familien, die meistens in der Regel absolut nichts dafür können, ebenfalls hart zu bestrafen.
    Wäre nicht oft auch eine gute Therapie sinnvoll, ein Begleiten in ein geregeltes Leben, ein sicheres Wegkommen von Drogen, ein Heranführen an einen Beruf der einen erfüllt (und der einen den Lebensunterhalt sichert). Warum jemanden einsperren, der ein gesichertes Einkommen gehabt hat, ein stabiles soziales Umfeld und einen guten Therapeuten?

    Was ist, wenn die Strafe verbüßt ist? Man hat ein Stigma und dann kommen auch noch die aufgehäuften Schulden durch z.B. eventuelle Unterhaltsvorschüsse, die dann zurückgezahlt werden müssen. Dem ehemaligen Gefangenen wird es später auch bei der Rente fehlen, obwohl er wahrscheinlich eine gewisse Zeit in der JVA gearbeitet hat.......wird ja nichts abgeführt.

    Ja, ich sehe es zur Zeit einseitig, aus Tätersicht. Und ja, auch bei der Hilfe für die Opfer krankt es bei uns!

    Ja, Gefängnis ist bei uns noch ein Tabuthema!

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