Er hat es also auch in dieses Forum geschafft, welche Diskussion soll denn dazu geführt werden?
Ich habe während meiner Haftzeit nie andere Inhaftierte gefragt, was für eine Straftat sie begangen haben. Die allermeisten erzählen es von sich aus, bei anderen die es nicht von selbst erzählen, kann man es oft erahnen. Dadurch versuchte ich "unbefangener" meinen Mitgefangen gegenüber zu stehen.
Damit bin ich eigentlich immer sehr gut gefahren.
Ich glaube das hier schon einmal erwähnt zu haben, das ich mit einem rechtsextremen Strafgefangenen zusammen gearbeitet habe und durch Gespräche mit ihm einen "tieferen" Einblick in deren Weltanschauungen erhalten habe. Vieles habe nicht gewusst, wie z.B. das weiße Schnürsenkel in den Stiefeln eine besondere Bedeutung haben.
Ich muss neidlos anerkennen das er sehr sprachgewand war und oft die total bescheuerten Ansichten (Leugnung des Holocaust) so glaubwürdig verkauft hat, das es mich nicht wunderte, das so viele sich zum Rechtsextremismus hingezogen fühlen. Das ist 20 Jahre her und schon damals hat er gesagt das die Zeit der "Glatzen" und "Springerstiefel" der Vergangenheit angehören. Es wird auf jeden Fall eine neue Art NSDAP geben und die Verbindungen werden bis weit in die Politik gehen, ähnlich wie 1933.
Damals habe ich ihn innerlich belächelt und bin mir sicher gewesen das unser Staatsschutz gut organisiert ist und weiß was zu tun ist.
Ich bin des besseren belehrt worden, sehe es täglich um 20:00 Uhr in der Tagesschau.
Mir ist es auch heute noch egal weshalb Eure Angehörigen einsitzen, wir haben gegen das Gesetz verstoßen und wurden dafür bestraft. Wer seine Strafe verbüßt hat, soll meines Erachtens seine 2te Chance bekommen seine Lebensweise zu ändern.
Es gibt leider seitens des Staates viel zu wenig Unterstützung, sei es bei Drogenabhänigen die Therapie Möglichkeiten oder Aussteigerprogramme für Rechtsextremisten.
Gerade hier halte ich das für enorm wichtig, weil Deutschland sich mittlerweile in ein Multikulturelles Land entwickelt hat, was ich persönlich geil finde und das das andere Menschen anders sehen, ist klar.
Aber keiner wird als Rechtsextremist geboren, genauso wie Drogenabhängige etc.
Es gibt halt labile Menschen, Menschen die mit der Politik unzufrieden sind, Menschen die völlig Orientierungslos durchs Leben gehen uvm.
So, und nun hören diese Menschen die Worte meines rechtsextremisten Kollegen aus der JVA und plötzlich sehen sie eine neue Perspektive. Da muss man sich doch nicht wundern der Rechtsextremismus zieht sogar in die Bundestag ein. Ganz unauffällig wird dabei nicht geblieben. Jeder bekommt es mit, auch die die nicht um 20:00 Uhr die Tagesschau sehen.
Die Ordnungshüter nimmt schon lange keiner mehr ernst, völlig respektlos wird auf Polizisten eingeschlagen und solche Bilder erreichen die Boulevardmedien....ein gefundenes Fressen.
Wir alle sehen doch wie respektlos die Gesellschaft geworden ist und zum kleinen Teil ist das auch unsere Schuld....diesen Punkt aber weiter aus zu führen würde hier zu weit gehen.
Was hat diese nun alles mit der Geiselnahme zu tun?
Man weiß, das der Halle - Attentäter ein schwieriger Häftling ist, was aber wird dagegen gemacht? Nur weg sperren hilft hier überhaupt nicht, für mich gehört er unter psychiatrischen Obhut und das kann eine JVA gar nicht leisten.
Der Attentäter hat Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung, wie muss man sich bei einem solchen Urteil wohl fühlen?
Das dadurch plötzlich Einsicht herrscht und er zum Mustergefangener wird?
Solch ein Urteil löst doch etwas in einem Menschen etwas aus und der deutsche Strafvollzug ist überhaupt nicht darauf eingestellt.
Man kann nicht davon ausgehen das man ein besserer Mensch wird, wenn man eingesperrt ist. Wenn man schon Menschen einsperren, dann muss man auch für eine Resozialisierung sorgen, gerade bei solchen hohen Strafen.
Eine Resozialisierung ist im deutschen Strafvollzug zwar vorgegeben aber umgesetzt werden kann man sie nicht.
Wer nicht stark genug ist und sich nicht selbst am Haarschopf ziehen kann, geht unter. Das ist nicht nur im wahren Leben so, das gilt auch für den Knast.
Das tragische daran ist jeder weiß das, Du weißt das, Deine Freunde oder Bekannte wissen das und auch unsere Politik weiß das.
Aber ändern.....ändern tut sich nichts.....jedoch die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt.
Der deutsche Strafvollzug gehört von Grund auf reformiert, die letzte Reform war glaube ich 1969/72. Verdammt lang her....