Äußerst fragwürdiges Vorgehen der Forensik Merzig

  • Hallo Zusammen,

    leider muss ich euch mitteilen, dass die Betreuung seitens des Personals sowie die Organisation der Forensik mehr als nicht zufriedenstellend ist. Damit Ihr einen möglichst guten Einblick erlangen könnt, möchte euch im Folgenden den Übergang von der JVA in die Forensik beschreiben:


    Als mein Partner in die Forensik kam wurde er zunächst, wie alle anderen Neuankömmlinge, für 24 Stunden in einer Gummizelle untergebracht. Dies sollte, neben der Überwachung, der Einhaltung der Coronamaßnahmen dienen. Dieses Vorgehen halte ich für äußerst fragwürdig, da eine Unterbringung in einer Gummizelle traumatische Folgen nach sich ziehen kann. Dabei gilt es zu beachten, dass die Patienten der Forensik im allgemeinen bereits traumatisiert sind bzw. eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert werden kann.


    Nach dem Zeitraum von 24 Stunden wurde mein Partner in die Station 1 der Forensik verlegt. Dieser Umstand deckt sich meiner Ansicht nach nicht mit der Vorgehensweise, wie sie auf der Webseite der Forensik Merzig dargestellt wird. Laut der Homepage ist die Station für folgende Patienten vorgesehen:

    Station 1 / Gebäude 41 – besonders gesicherter Bereich

    Hier sind Patienten nach § 63 StGB langfristig untergebracht, die zur Zeit über keine Therapiemotivation verfügen oder sich nach mehreren Therapieversuchen als wenig therapiefähig erwiesen haben und bei denen weiterhin eine Gefährlichkeit/Fluchtgefahr besteht. Hier stehen der Sicherungsaspekt und die Gestaltung des Alltagslebens im Vordergrund.

    Gleichwohl sind bei entsprechenden Fortschritten Verlegungen auf weiterführende Stationen möglich. An Behandlungsangeboten gibt es:

    • psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche
    • lebenspraktisches Training
    • Komplementärtherapien
    • tagesstrukturierende Hilfen bei der Freizeitgestaltung

    Hier der passende Link: Link defekt und wurde von der Administration gelöscht

    Somit werden die Neuankömmlinge zuallererst so behandelt als würde keine Therapiemotivation bestehen. Diese Grundhaltung bekommen mein Partner und die anderen Patienten tagtäglich zu spüren:

    - Es finden so gut wie keine tagesstrukturierende Maßnahmen statt.

    - Es finden, abgesehen von dem wöchentlichen Gespräch mit dem Psychologen und einem Gruppengespräch, keine Therapieangebote statt.

    - Anstatt eine vertrauensvolle Basis zu schaffen, sind die Gespräche mit dem Psychologen zum Teil darauf angelegt meinen Partner zu reizen bzw. aus der Reserve zu locken

    - Auf dieser Station sind ebenso Patienten nach dem § 63 StGB untergebracht, was zu Auseinandersetzungen führen kann

    Dies sind nur einige Beispiele des Stationsalltags, welche dazu dienen sollen diesen zu veranschaulichen. Im Gesamtkontext steht, meiner Ansicht nach, bei den Neuankömmlingen die Behandlung der Sucht lediglich im Hintergrund.

    Meines Wissens nach müsste mein Partner und alle anderen Neuankömmlinge, welche nach dem § 64 StGB in der Forensik Merzig untergebracht sind zunächst auf der Station 3 gelangen. Diese ist, laut Homepage, für therapiefähige und -willige Patienten konzipiert, bei denen die Behandlung der Sucht im Vordergrund steht. Dementsprechend erfolgt in Einzel- und Gruppengesprächen eine intensive suchtspezifische Therapie.

    Somit gehe ich leider davon aus das die Forensik Merzig bei ihrer Handhabung mit Neuankömmlingen zunächst davon ausgeht, dass diese über keine Therapiemotivation verfügen, was ich für ein vollkommen unangebrachtes Vorgehen erachte. Dieses signalisiert meines Erachtens nach ein Misstrauen gegenüber den Patienten, welches zur deutlichen Herabsetzung der Motivation führt -was die hohe Anzahl der Therapieabbrüche innerhalb der Forensik Merzig verdeutlicht.

    Da ich nicht erkennen kann das ein Beschwerdemanagement in der Forensik Merzig besteht, würde ich gerne von euch erfahren, ob ihr eine Idee habt, wie ich meinen Partner und somit auch den Mitpatienten in dieser misslichen Lage behilflich sein kann.

  • Hallo Rebecca,

    versuche das Ganze doch einmal aus Sicht der Forensik zu betrachten.

    Da ist zum Einen die Unterbringung in der „Gummizelle“: für jemanden, der ein suizidales Verhalten zeigt oder in einen kalten Entzug kommt, kann diese Unterbringung in einem gesicherten, 24/7 überwachten Raum lebensrettend sein. Sollten des Weiteren Anzeichen einer Traumatisierung sichtbar sein, so ist das Personal verpflichtet, einzugreifen.

    Auch verstehe ich nicht den von dir garantierten Zusammenhang zwischen einer PTBS/ einer traumatischen Störung und der Unterbringung in einer Weichzelle.

    Die für eine PTBS typischen Flashbacks werden meist durch ähnliche Situationen, Gefühle etc. ausgelöst. Hierzu muss nicht die Unterbringung in einer Weichzelle zählen. Also ist deiner Aussage an dieser Stelle doch sehr pauschalisierend.


    Zu der Unterbringung auf Station 1:

    Vielleicht gilt es hier erstmal herauszufinden, ob ein Klient überhaupt therapiewillig ist. Du musst sehen, genau wie bei der Alternative nach Paragraph 35 „Therapie statt Strafe“ sehen viele in eigner Therapie die Möglichkeit, einer langen Haftzeit zu entgehen. Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass nun erst einmal geprüft wird, wie es um die Morivation steht. Auch dieses „aus der Reserve locken“ mag vielleicht in deinen Augen nicht die richtige Methode sein, ist aber für Therapeuten unter Umständen hilfreich, um zu sehen, wie erst es um die psychische Erkrankung/ Sucht bestellt ist oder ob der Klient übertreibt oder simuliert, um sich Vorteile zu verschaffen.

    Natürlich ist ein solches Misstrauen nicht schön, aber vielleicht geht es auch bei deinem Partner bald auf die richtige Station und somit bergauf.

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