Besuche hinter Gittern wieder erlaubt

Außenpforte JVA Wittlich

Ende einer Isolation: Das vollständige Besuchsverbot für Gefangene in Rheinland-Pfalz ist aufgehoben - die Haftanstalten tasten sich in der Corona-Krise in eine neue Normalität vor.


Gruppentherapien sind teils entweder jetzt schon oder in den kommenden Tagen eingeschränkt wieder möglich, wie der Sprecher des Justizministeriums in Mainz, Christoph Burmeister, der Deutschen Presse-Agentur mitteilt. Auch Gottesdienste und Haarschnitte von Friseuren gebe es hinter Gittern wieder. Bereits seit dem 26. April würden die Einschränkungen wegen des hochansteckenden Coronavirus je nach örtlichem Risiko in den Gefängnissen schrittweise aufgehoben. Die Infektionszahlen sind in Deutschland zurückgegangen.


Während des Besuchsverbots wurden laut Burmeister in allen Haftanstalten, "in denen es technisch möglich war", kurzfristig Videotelefonate ermöglicht. Beispiel Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich im Kreis Bernkastel-Wittlich: Ein Bediensteter fährt auf einem Rollwagen einen Computer in den Besuchsraum, die Skype-Verbindung zwischen einem Häftling und seiner Familie draußen wird hergestellt, Ehefrau und Sohn müssen ihren Personalausweis in die Kamera halten, dann beginnt der virtuelle Besuch. "Die Akzeptanz dieser Kommunikationsform bei den Gefangenen ist groß", erklärt Burmeister.


Neue reale Besuche unterlägen in jedem Gefängnis anderen Regelungen, "weil sich die Besuchsräume in Größe und Ausstattung deutlich unterscheiden". Wo immer möglich sollten Trennscheiben aus Plexiglas das Ansteckungsrisiko verringern. In der JVA Wittlich wird derzeit nur jeder zweite Besuchsplatz genutzt, die vorhandenen Glastrennscheiben sind mit Plexiglas zwischen Holzrahmen erhöht worden. Gefängnisleiter Jörn Patzak sagt, es sei etwas improvisiert worden, um Besuche rasch wieder zu ermöglichen.


In Rheinland-Pfalz hat es laut Ministeriumssprecher Burmeister bei den Gefangenen bislang keinen Corona-Fall gegeben. Nur vier Bedienstete im Justizvollzug in Schifferstadt in der Pfalz (2), Rohrbach bei Wöllstein in Rheinhessen (1) und Wittlich (1) hätten eine Infektion gehabt, seien aber genesen und alle wieder im Job.


Wie auch andere Bundesländer hat sich Rheinland-Pfalz seit Ausbruch der Corona-Pandemie bemüht, die Zahl der Häftlinge im Sinne eines niedrigeren Ansteckungsrisikos zu senken. Derzeit sitzen laut Burmeister im geschlossenen Vollzug der acht Gefängnisse im Land 2351 Inhaftierte. Hinzu kämen 291 Gefangene im geschlossenen Vollzug in den beiden Jugendstrafanstalten. Damit habe die Justiz die Zahl der Häftlinge um etwa 300 nach unten gedrückt, indem vor allem Ersatzfreiheitsstrafen aufgeschoben oder unterbrochen worden seien.


Anfangs ist für Häftlinge sicherheitshalber Quarantäne angesagt: "Neuzugänge werden nach wie vor zwei Wochen lang in besonderen Zugangsbereichen isoliert", erklärt Burmeister. Der tägliche einstündige Hofgang werde aber auch ihnen ermöglicht.


"Bezüglich des Tragens von Schutzmasken gibt es keine verbindlichen Vorgaben", ergänzt der Ministeriumssprecher. "In der Regel tragen Bedienstete aber Masken, wenn der empfohlene Mindestabstand zu Gefangenen nicht eingehalten werden kann." -dpa